Lesung, Gespräch und Musik mit Salomea Genin und Karsten Troyke

Im Rahmen der Cottbuser Veranstaltungsreihe

"1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland"

Foto Gespräch 

 am Montag, 13.September 2021
um 17 Uhr im Stadtmuseum, 03046 Cottbus, Bahnhofstr.22
Eintritt frei
der Veranstaltungsort ist barrierefrei zu erreichen

Eintritt frei - Spenden erbeten.

Es gelten die aktuellen Corona-Regeln - nur begrenzter Plätze zur Verfügung

Karten vorbestellen unter: +49 172 9617696 abholen an der Abendkasse

Salomea Genin wurde 1932 als Kind polnisch-russischer Juden in Berlin geboren und floh vor dem NS-Staat mit ihrer Familie 1939 nach Australien. Dort trat sie mit 17 Jahren in die Kommunistische Partei ein. Beim Besuch der Weltfestspiele der Jugend in Ost-Berlin 1951 war sie so von der DDR begeistert, dass sie Australien verließ, um ein besseres, antifaschistisches Deutschland mit aufzubauen. Da sie zunächst keine Aufenthaltsgenehmigung für die DDR erhielt, lebte sie in WestBerlin und arbeitete für den Staatssicherheitsdienst der DDR. In West-Berlin hatte sie begonnen, als Informantin für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR zu arbeiten. Diese Tätigkeit setzte sie dann in der DDR fort. 1982 erkannte Salomea Genin: Statt zu helfen, die Welt zu verbessern, arbeitete sie für einen Polizeistaat. Sie brach mit der Stasi und wollte sich das Leben nehmen. Erst im Mai 1989 fand sie die Kraft, auch aus der SED auszutreten.

TroykeAuch der Musiker Karsten Troyke erlebte schon in seiner Schulzeit wie einerseits Antifaschismus als Staatsdoktrin galt, andererseits war er im Alltag immer wieder mit antisemitischen Äußerungen und Parolen konfrontiert. „Die deutsche jüngere Vergangenheit“, erinnert sich Troyke, „blieb immer präsent in meinem Leben, nicht nur durch die Erzählungen in der Familie, nicht nur durch die Lieder, auch im Alltag horchte ich erschrocken auf, wenn ich Sprüche hörte wie „wir haben gelacht bis zur Vergasung“ oder „Ich hab‘ Hunger, mir ist kalt, ich will zurück nach Buchenwald.“ Sowas kam von Mitschülern, also letztlich von ihren Eltern.“ Diese Präsenz der Vergangenheit bewirkte „daß ich die kommunistischen Ideale meiner Familie Stück für Stück ablegte.“ Troyke gibt Workshops zur Interpretation jiddischer Lieder, vermittelt seltene Lieder aus seiner Sammlung, lehrte u. a. im Jewish Music Institute der SOAS London, im Carleton College in Northfield (Minnesota) und zuletzt in der Sommerschule des Centre Medem, Paris. In seinen Konzerten widmet er sich seit 2006 vor allem in Vergessenheit geratenen jiddischen Tango; er musiziert u.a. mit Trio Scho und Jan Hermerschidt. Seit 2015 tritt er mit jiddischem Jazz meist im Quartett auf, Partnerin dabei ist Sharon Brauner.

Siehe auch die Veranstaltung YIDDISH JAZZ CHANCONS am 7.9.2021, 19 Uhr im Glad-House Cottbus.

Der international bekannte Interpret jiddischer Lieder Karsten Troyke wird Salomea Genin am 13. September im Stadtmuseum Cottbus musikalisch begleiten.