Leserbrief zu “Linksextremismus-Vorwürfe gegenüber der Zelle 79“

Seit Ende letzten Jahres wird in Cottbus, angezettelt von den Stadtverordneten Jürgen Maresch (fraktionslos) und Wolfgang Bialas (CDU), eine Debatte über die Zelle 79 geführt, bei der man nicht so recht verstehen kann, was damit bezweckt werden soll.

Begonnen hatte die Diskussion in der Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2015 mit der Diskussion zum Jugendförderplan 2016 als von Jürgen Maresch die Frage aufgeworfen wurde, ob die Zelle 79 Unterstützer von „Linksextremen“ wäre. Daraufhin wurden die Behörden (Polizei, Verfassungsschutz) von der Stadtverwaltung zu Rate gezogen. Die Behauptung von Herrn Maresch wurde nicht bestätigt. In der jüngsten Vergangenheit tauchen immer wieder ähnliche Gerüchte auf, mit dem Ziel die Arbeit der jugendlichen/jungen Bewohnerinnen zu diskreditieren.

Wer der Bedenkenträger war schon einmal im Haus der Zelle 79? Und wer von Ihnen weiß eigentlich, wo das Haus der Zelle 79 in Cottbus liegt? Und wer von Ihnen kennt die Bewohnerinnen und deren Mitstreiterinnen der Zelle 79?

Im Projekt der Zelle 79 wohnen junge Leute in bewusst alternativen Lebensformen, die gemeinsam über die politische Ordnung in unserem Land diskutieren und sich damit auch sehr kritisch auseinandersetzen. Die Jugendarbeit mit linkem Verständnis betreiben, was aber nicht heißt, dass sie „linksextrem“ sind.

Die Bewohner engagieren sich seit Jahren in Cottbus bei Demonstrationen für Toleranz, Menschlichkeit und gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit. Sie unterstützen den jährlichen Aufruf zum 15. Februar mit der gemeinsamen Demonstration des Cottbuser Aufbruchs und Cottbus Nazifrei. Seit vielen Jahren werden durch die Arbeit der Zelle 79 auch Flüchtlinge mit Rat und Tat unterstützt.

Der Cottbuser Aufbruch als überparteiliches Bündnis arbeitet seit Jahren gut mit der Zelle 79 und Cottbus Nazifrei zusammen, auch wenn wir zu einer Reihe von Themen unterschiedlicher Auffassung sind. Wir diskutieren miteinander, manchmal auch sehr kritisch, suchen aber immer Kompromisse, wenn wir nicht der gleichen Auffassung sind. Beiden Seiten ist es dabei wichtig, dass der Gesprächsfaden nicht abreißt. Es geht allen Akteuren um die gemeinsame Sache – den Einsatz für ein demokratisches Cottbus, das tolerant, bunt und lebenswert für alle Menschen ist!

Dem Cottbuser Aufbruch ist es wichtig, dass in Cottbus Raum für eine offene und links-alternativ orientierte Jugendkultur existiert. Wir wenden uns eindeutig gegen Bestrebungen, deren alternative Jugendarbeit unter Generalverdacht zu stellen. Wir freuen uns über jeden jungen Menschen, der sich für Cottbus engagiert und wünschen uns eine breite Unterstützung der Jugendarbeit durch die Stadt Cottbus.

Der Cottbuser Aufbruch würde sich auch freuen, wenn sich die Herren Maresch und Bialas dem Cottbuser Bündnis für Toleranz und Demokratie anschließen würden, um z.B. am 15. Februar mit allen demokratischen Kräften Gesicht zu zeigen. Gemeinsam könnten wir uns dann gegen jegliche Form von Gewalt stellen.