80 Jahre Reichspogromnacht

- Lichter an am 9. November -

Anlässlich des Jahrestags der Pogromnacht ruft das Aktionsbündnis „Cottbuser Aufbruch“ alle Cottbuserinnen und Cottbuser sowie die Gäste der Stadt, insbesondere des Filmfestivals Cottbus, auf, sich am 9. November in der Innenstadt bei den „Stolpersteinen“ um 18 Uhr zu versammeln. Der „Cottbuser Aufbruch“ möchte mit allen Demokratinnen und Demokraten für eine Stunde mit Teelichtern oder Kerzen (Bitte keine Grablichter verwenden, es handelt sich um Gedenksteine!) an das Schicksal der aus dem Cottbuser Alltag verschwundenen Menschen gedenken. Wir wollen an diesem Abend ein Zeichen setzen gegen Geschichtsvergessenheit, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Nie wieder darf es in Cottbus und Deutschland zur Verfolgung von Menschen, der Demontage der Bürgerrechte und Einschränkung der Versammlungs- und Pressefreiheit kommen.

Am 9. November jährt sich die von den Nazis organisierte Pogromnacht. Vor 80 Jahren sind in Deutschland Synagogen und Häuser zerstört und Menschen misshandelt, verhaftet und ermordet worden. Auch in Cottbus richtete sich die wütende Raserei gegen das Gotteshaus und die Geschäfte der jüdischen Mitbürger. In der weiteren Folge wurden bis 1945 Menschen aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft und ihren abweichenden Vorstellungen vom Mainstream der „Mehrheitsgesellschaft“ aus ihren normalen Lebensbezügen herausgerissen, deportiert und in den Ghettos oder Vernichtungslagern umgebracht. Wie überall in Deutschland nahm die Mehrheit der Cottbuser und Cottbuserinnen das Geschehen tatenlos hin. Die Gefährlichkeit der Ideologie der Nazis wurde unterschätzt. Die Gesinnung und das vorherrschende Menschenbild ermöglichten den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg mit Millionen Opfern.

Was machen diese Ereignisse von damals mit uns heute? Die nach 1945 geborenen Deutschen tragen keine Schuld an den Verbrechen während der Nazizeit, aber es besteht für alle „Nachgeborenen“ die Verpflichtung, Lehren aus der Geschichte zu ziehen und aufzupassen, dass ein derartiges menschenverachtendes Verhalten und eine ausgrenzende Politik gegen Minderheiten oder Menschen, die vermeintlich anders sind, nicht wieder Fuß fassen kann in Deutschland.

An die Schicksale der durch die Nazis ermordeten Menschen erinnern seit 2006 in Cottbus 83 „Stolpersteine“, die durch eine Arbeitsgemeinschaft, unterstützt durch den Historischen Heimatverein Cottbus e.V. und das Stadtmuseum, verlegt werden. Die Gedenksteine liegen vor den in der Regel letzten freiwilligen Wohnorten, um auf das Schicksal der früheren Bewohnerinnen und Bewohner aufmerksam zu machen. Der zufällig Vorbeigehende soll mit den Augen über die blanke Oberfläche der Gedenksteine „stolpern“. Den Opfern soll Name und Würde im Sinne des Talmudspruchs „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ zurückgegeben werden. Initiiert wurde die Kunstaktion durch den Kölner Künstler Gunter Demnig. Seit den ersten „Stolpersteinen“ in Berlin 1996 ist das Projekt zur größten dezentralen Gedenkstätte des Holocaust angewachsen. Mehr als 69.000 Steine wurden in 22 Ländern bis heute verlegt und es kommen täglich neue hinzu. So werden auch im Mai 2019 neue Gedenksteine in Cottbus verlegt.

Die Gedenkorte mit den „Stolpersteinen“ sind der anliegenden Abbildung/Liste zu entnehmen. An vielen dieser Gedenkorte werden engagierte Menschen stehen, die über die Deportationsschicksale informieren werden.

Der „Cottbuser Aufbruch“ ist ein Bürgerbündnis, das sich seit fast 20 Jahren für ein gewaltfreies und tolerantes Zusammenleben in Cottbus engagiert.